Montag, 24. November 2014

Papa Emeritus oder einfach wieder Kardinal?

Zwei Männer "ganz in weiß" sind einer zuviel ...
Der Bloggerkollege Sophophilo hatte vor kurzem schon alles Notwendige zu dem Hype um die Änderungen, die Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Erscheines seiner "Gesammelten Werke" an einem Text von Joseph Ratzinger aus dem Jahre 1972 vorgenommen hat, geschrieben. Alles Notwendige? Anscheinend doch nicht, denn Hubert Wolff hat es für richtig erachtet, das Thema in einem Beitrag für die FAZ noch einmal aufzugreifen und es zum Anlass zu nehmen, seine Gedanken über den Status des "Papa Emeritus" zu formulieren.


Nachdem links wie rechts verschiedene Autoren versucht hatten, aus der Korrektur der Aussagen über die Möglichkeit der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, eine Einmischung in die aktuelle Diskussion zu machen und Benedikt damit in die Rolle eines "Gegenpapstes" zu rücken, meint Wolff die einzig angemessene Lösung für das Problem des zurückgetretenen Papstes gefunden zu haben:
Rücktritt vom Papstamt als Rücktritt ins Kollegium der Kardinäle, Ablegen der weißen Papstgewänder und Wiederanlegen der roten Kardinalsgewandung, Anrede „Eminenz“ statt „Heiligkeit“, Titel „emeritierter Kardinalbischof“ statt „emeritierter Papst“
Wolff hält diese Vorgehensweise für ein historisch zweifach erfolgreich angewandtes Modell und verweist auf die Gegenpäpste Gregor XII. und Felix V. Neben diesen historischen Parallelen tritt bei Wolff das Argument, dass die mit dem "emeritus" evozierte Analogie zum emeritierten Bischof schief bleibe, da das Bischofsamt ein Sakrament sei, das Papstamt aber nicht. Man könnte Wolff vorhalten, dass die Bischofsweihe kein Sakrament ist, sondern nur die Fülle des Weihesakramentes - aber diesen Punkt kann man ihm schenken, denn es geht ihm um den character indelibilis und nach der sententia communis der Theologen (z.B. Bellarmin) verleiht die Bischofsweihe ein eigenes, vom Priestercharakter unterschiedenes Prägemal.

Es gibt andere Gründe, warum auch Wolffs angeblich auf der Hand liegende Lösung nicht so glatt richtig ist, wie er das gerne hätte. Benedikt XVI. war eben kein "Gegenpapst", dessen sichtbare Degradierung zur Beseitigung eines Schismas notwendig gewesen wäre. Es kann ja gerade nicht darum gehen, das Pontifikat Benedikts ungeschehen zu machen, wie dies bei Gregor XII. und Felix V. letztlich die Intention war.

Ein weiteres Problem liegt darin, dass in der Denkweise Wolffs der Papst eine Art "beförderter Kardinal" zu sein scheint. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: das Kardinalskollegium hängt vom Papst ab, nicht der Papst vom Kardinalskollegium. Der Historiker könnte wissen, dass es Kardinäle erst seit dem 10. Jahrhundert gibt, Päpste aber seit Gründung der Kirche durch ihren Stifter. Die von Wolff vorgeschlagene Lösung ignoriert darüber hinaus die Möglichkeit, dass ein Nicht-Kardinal zum Papst gewählt wird. Dass dies schon lange nicht mehr der Fall war, trägt hier wenig aus: vor Benedikt war auch schon lange kein Papst mehr zurückgetreten.

Die vermeintliche Gefahr, dass der "Papa emeritus" zum Gegenpapst wird, ist ohnehin aus der Luft gegriffen. Papst Benedikt selbst hat unmissverständlich klar gemacht, dass sein Rücktritt gütig und damit natürlich auch unumkehrbar ist. Ein "Gegenpapst" droht der Kirche dann, wenn die Frage auftaucht, ob er sein Amt berechtigterweise ausübt (z.B. weil er offensichtlich Häresien vertritt oder geistig unzurechnungsfähig erscheint) oder wenn die Kirche in Fraktionen zerfällt, die sich über Grundlegendes nicht mehr einig sind. Diese Gefahren gilt es auch in der Zukunft zu bannen, dann braucht man sich um den Status des "Papa Emeritus" keine großen Gedanken zu machen.

Bleibt also die rein ästhetische Frage der beiden Männer in weiß. Ich muss gestehen, dass ich die entsprechenden Bilder auch eher irritierend finde. Die einzige katholische Lösung kann natürlich nicht in einem "Weniger", sondern nur in einem "Mehr" liegen. Mein Vorschlag daher: der "Papa Emeritus" trägt eine weiße Soutane, kombiniert sie aber mit einem roten Zingulum und ist verpflichtet, bei öffentlichen Auftritten sowohl die rote Mozetta als auch den Camauro zu tragen ...

2 Kommentare:

  1. Nun das ist es ja gerade, was viele der früheren Dauerkritiker & besonders die medialen Feinde (à la Deckers, Drobinsiki & co) Papst Benedikts wollen-und nun wieder verstärkt versuchen: sein ganzes Pontifikat ungeschehen zu machen. Nur eine Triebfeder dieses Tuns ist die Wut über das Scheitern der Kasper-Pläne, in die sie so große Hoffnung gesetzt haben, -und für das sie, jedenfalls teilweise, auch den Papa Emeritus verantwortlich machen. U.a. auch deshalb, weil sie es nie für nötig erachteten, sich mit seiner Person wirklich und scheuklappenlos zu beschäftigen und weil sie ob ihrer ideologischen Ausrichtung nur in verschwörungstheoretischen Kategorien denken können. Aber inzwischen weiß man auch in Rom, aber vor allem auch in Polen und den englisch-sprachigen Ländern, wie es um die Kirche und Theologie-fest in den 60-er undf 70-er Jahren einbetoniert- in Deutschland bestellt ist, und welche Pläne die von ihnen verachtungsvoll als Kirchensteuer-Kirche definierte deutsche Kirche hat, im Schlepptau der von Lehmann, Kasper& co gesteuerten Bischofskonferenz- und ist entsprechend mißtrauisch. Den Meinungen medialer Sprechpuppen der Eminenzen und Exzellenzen wie Deckers und Wolff legt eh keiner auch nur das geringste Gewicht bei. Alle außerhalb Deutschland wissen es- nur sie nicht- sie haben den Zug (der Zeit) verpaßt.

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    1. "Alle außerhalb Deutschland wissen es" - da ist wohl doch eher der Wunsch Vater des Gedankens. Wenn dem so wäre, dann hätten ja bei der Schlußabstimmung über den Synodentext die "Kasperschen" Formulierungen niemals eine Mehrheit aller versammelten Synodenväter erhalten können. Haben sie aber. Zwar nicht die notwendige 2/3-Mehrheit, aber eine deutlich absolute Mehrheit, also über 50% der Synodenväter. Und diese Mehrheit kam nachweislich keineswegs nur aus Deutschland.

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