Freitag, 30. Mai 2014

Der Papst in Yad Vashem

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Yad Vashem eine Meditation gehalten. Nun ist das alles andere als eine leichte Aufgabe und ein Meditationstext kann für sich durchaus die Freiheit der Poesie reklamieren - er eignet sich daher vielleicht nicht so ohne Weiteres für eine dogmatische Analyse.

Andererseits ist der Text doch auch eine öffentliche Kundgebung des Papstes. Und als solche liegt er mir etwas schwer im Magen:
„Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). 
Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen? 
An diesem Ort, der Gedenkstätte an die Shoah, hören wir diese Frage Gottes wieder erschallen: „Adam, wo bist du?“ 
In dieser Frage liegt der ganze Schmerz des Vaters, der seinen Sohn verloren hat. 
Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte … doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen!
Nachvollziehen kann ich den Bezug auf die Genesis-Stelle - wo, wenn nicht an diesem Ort, kann man den Fall des Menschen mit Händen greifen?

Donnerstag, 29. Mai 2014

Witz der Woche

Ein Papst, den nicht nur die Tiere liebten
Der glücklich regierende Heilige Vater Franziskus hat endlich wieder ein Interview gegeben - diesmal auf dem Rückflug von seiner Pastoralreise nach Israel. Man konnte wieder sehr viel lernen. Über das kapitalistische Wirtschaftssystem, das tötet - wirklich sehr, sehr ernst. Aber er wird dieses sehr, sehr ernste Problem der Wirtschaft angehen - zusammen mit Patriarch Bartholomaios wird er es angehen. Und gemeinsam mit Kardinal Marx aus dem Kardinals-Achter, der ja auch immer sagt, man müsse über den Kapitalismus hinausdenken. Die wird sich also demnächst wundern, die Weltwirtschaft.

Und über den Zölibat konnte man etwas lernen, dass er kein Glaubensdogma sei und deshalb die Tür dort noch offen sei - jenseits der Tatsache, dass man das ja noch gar nicht wusste, haben wir nun endlich eine gute Definition eines Dogmas: "Tür zu!". Wir sollten wirklich dankbar sein für alle Dinge, mit denen sich das Lehramt noch nicht allzu intensiv beschäftigt hat und wo noch Türen offen sind. Denn offene Türen - vor allem die hin zu den Rändern - sind ja etwas sehr, sehr Gutes, nicht wahr? Benedikt XVI. zum Beispiel hat mit seinem Rücktritt eine Tür geöffnet. Das ist gut, auch für sein Image, denn sonst galt er ja immer mehr als ein Vertreter der "Tür zu!"-Fraktion.