Donnerstag, 5. Juni 2014

Abtreibung mit 5 Sternen

Wie im Wellness-Hotel ...
Das Portal Docinsider (Motto: "Von Patienten empfohlen") bietet Patienten die Möglichkeit, Ärzte zu bewerten und Erfahrungsberichte zu hinterlegen. DAS Rating reicht von einem bis zu fünf Sternchen - wie man das aus dem AppStore und von Amazon gewöhnt ist.

Es gibt dort auch eine Präsenz für den Facharzt für Allgemeinmedizin, Friedrich Andreas Stapf - Kennern der Szene als der führende Abtreibungsspezialist in München bekannt (Markenzeichen: gelber Ferrari). Auf DocInsider finden sich sechs Bewertungen, 83% davon mit den maximal erreichbaren fünf Sternchen.



Hier einer der Erfahrungsberichte aus der Feder einer 21-jährigen:
"Ich habe in dieser Praxis aus beruflichen und privaten Gründen einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, und mir wurden alle Ängste, die ich hatte, genommen. Das Personal ist super freundlich, die Räumlichkeiten sind sauber und der Ruheraum erinnert eher an ein Wellnesshotel als an eine Klinik! Wirklich top!"
Wir lernen: die Tötung eines Kindes kann - wenn man das professionell macht - eine Top-Erfahrung sein. Kaum fertig mit dem Massaker fühlt man sich schon wieder super-supi-well ...

Und hier noch etwas für die Damen und Herren von der Caritas und den einen oder anderen deutschen Diözesanbischof: Immer schön aufpassen, dass es nicht zuviele erfolgreiche Beratungsangebote gibt - sonst wird der super-supi-tolle Herr Stapf, Facharzt für Allgemeinmedizin, 5-Sterne-Abtreiber und Wellness-Henker, noch arbeitslos ...

10 Kommentare:

  1. Ohne die Handlung verteidigen zu wollen: das Vornehmen einer Abtreibung unter für die Patientin unangenehmen oder entwürdigenden Umständen bzw. Behandlungsfehler, die unter Umständen weitere Eingriffe erforderlich machen oder die Patientin dauerhaft schädigen, sind nun auch alles andere als günstig.

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    1. Naja dauerhaft wird sie sowieso schon geschädigt die Patientin!
      Und so hat es doch einen gewissen Zynismus, (der aber in der Natur der Sache liegt) wenn man sagt, dann aber bitte in angenehmen Ambiente.
      Erinnert doch irgendwie an Dürrenmatts "der Verdacht" http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Verdacht

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    2. Mit dieser Argumentation könnte man die berüchtigten „Engelmacherinnen“ wieder ins Geschäft bringen. Mal muß man eine Patientin auch als Patientin wahrnehmen. Nicht jede Frau geht im übrigen gern oder freiwillig zu diesem Eingriff.

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    3. Also ich dachte immer, dass gerade gottgeweihte Frauen dafür wären, dass überhaupt nicht abgetrieben wird!
      Und genau diese Sache mit den Engelmacherinnen war ja das schlagende, alles zermalmende Argument der Leute, denen wir verdanken, dass frau mittlerweile erklären muss, warum sie nicht abgetrieben hat!
      Es ist übrigens kein Eingriff, es ist Mord und der wird nicht dadurch besser, dass frau ein schlechtes Gewissen hat.
      IM übrigen weiß ich auch, dass die konkrete Frau oft einfach so in der Bredoulle ist, dass sie keinen Ausweg mehr sieht, das nur zur Klarstellung.

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    4. Woraus schließst du, daß das bei mir anders ist? Deshalb kann man aber den Menschen, der sich versündigt, schon noch als Menschen betrachten, gell? Ich hatte mich auf einen medizinischen Aspekt – daher der Gebrauch der Worte Patientin und Eingriff – bezogen. Das darf ich, schon weil ich Medizin studiert habe. Im übrigen kippt der Dialog grade ins Unerfreuliche, weshalb ich ihn an dieser Stelle lieber beende.

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    5. Ja, das sind schwierige Fragen - weil "Moral im moralischen Niemandsland" eben nicht wirklich funktioniert.

      Ganz viel hängt hier davon ab, welche Perspektive man einnimmt (und ein Perspektivwechsel ist nach 50 Jahren gesellschaftlicher Umprogrammierung nicht einfach!).

      Nehmen wir einmal an, dass wir Einigkeit darüber hätten, dass die eigentliche Tat die Tötung des unschuldigen Kindes ist und der Täter letztlich die Mutter, die die Abtreibung vornehmen lässt. Wenn wir dann den Mutter soviele mildernde Umstände als möglich zugestehen, bleibt es doch weiterhin schwierig die "Humanisierung" der Tat in der Milderung der negativen Begleiterscheinungen für die Täterin, nicht für das Opfer zu sehen. Das würden wir ihn ähnlich gelagerten Fällen (z.B. die Tötung eines "Reichen" durch einen existentiell bedrohten "Armen") wohl nicht tun.

      Mir ging es aber überhaupt nicht um die Frage der "Engelmacherinnen", etc. Ich will auch nicht, dass Abtreibungen in für die Täterin bedrohlichen und entwürdigenden Umständen (das eigentlich entwürdigende ist übrigens die TAT - man kann keinen unschuldigen Menschen töten und dabei seine Würde behalten!) stattfinden. Aber selbst wenn man der Meinung ist, dass die Tat durch eine Notlage moralisch gerechtfertigt ist: Der Duktus dieser "Empfehlung" ist einfach grauenvoll.

      Ich kann einer Frau glauben, dass sie in einer Notlage, in der es für sie subjektiv keinen anderen Ausweg gab. Ich kann ihr das nicht glauben, wenn sie anschließend so etwas schreibt.

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    6. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Nun ja, jetzt muss er demnächst erstmal neue Räume finden für seine Wellness-Abtreibungsklinik:
    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/praxis-gesucht-keiner-will-den-abtreibungsarzt-1.1978605

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  3. Nur zur Klarstellung, ich hatte oben gar nicht einmal den Fakt gemeint, daß sich viele Frauen diese Entscheidung nicht leicht machen (und sich dann ein halbes Leben damit herumquälen), sondern daß es tatsächlich Frauen gibt, die nicht freiwillig dorthingehen, sondern regelrecht hingezwungen werden, so oder so. Insofern finde ich es sowohl schwierig, durchweg von „Täterin“ zu sprechen (andere wissen gar nicht, was sie da tun) als auch die Haltung einzunehmen, dann müsse wenigstens das „Ambiente“ so unangenehm (indem das Personal unfreundlich oder herabwürdigend mit der Frau umgeht) und medizinisch inadäquat wie möglich sein – damit wollte ich nicht sagen, daß du, Theodor, eine solche Haltung einnimmst. Daß der Duktus mit dem „Wellnesshotel“ unsäglich ist, darin stimme ich dir zu.

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  4. Bei der Formulierung "aus beruflichen und privaten Gründen einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen" wurde mir körperlich unwohl. :-(

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